Dienstag, 1. Dezember 2020
Die große Statue eines Mannes
Ich wurde von einem schrecklichen Schock geweckt, der mich gegen die Seite des Abteils schleuderte. Ein dumpfer, roter Schein ergoss sich durch das Bullauge und erhellte das Innere mit einer seltsamen, blutigen Reflektion. Ich kroch schmerzhaft zum Bullauge hinauf und schaute hinaus. Der seltsamste Anblick, den der Mensch je gesehen hat, traf meine Augen. Die Seite der Wand war in eine gigantische Höhle gesprengt worden, und mit ihr war der Rest der Autos den Steilhang hinuntergerollt, eine verwickelte, verdrehte Masse aus Stahl. Mein Auto war beinahe vorbeigefahren, und jetzt steckte es immer noch in der Röhre fest, obwohl das letzte Bullauge, durch das ich spähte, in der Luft zu schweben schien. Aber es waren nicht die Autowracks, aus denen ein solches Wehgeschrei der Verzweiflung und Qual aufstieg, das meine Aufmerksamkeit auf sich zog, sondern die Höhle selbst. Denn es war nicht wirklich eine Höhle, sondern eine riesige unterirdische Stadt, deren breite, marmorne Straßen sich zu einem Inferno aus Flammen und Lava ausdehnten. Durch das schreckliche Licht erhellte sich ein großer weißer Palast mit seinen goldglänzenden Schriftrollen, und näher bei mir der goldene Sonnentempel mit seinen Stufen aus glänzend gelben Treppen, die von den Füßen vieler Generationen getragen wurden.

Über der Treppe ragte die große Statue eines Mannes zu Pferd empor. Er war in eine Art Tunika gekleidet, und in seinem erhobenen Arm trug er eine Schriftrolle, als ob die Leute lesen könnten. Sein Gesicht war mir zugewandt, und ich staunte selbst in jenem wilden Augenblick, daß der unbekannte Bildhauer einen solchen Ausdruck der Anziehungskraft hätte einfangen können. Ich kann die hohe intellektuelle Stirn sehen, als ob sie in diesem Augenblick vor mir wäre - die Höhe, die mitfühlenden Augen und das feste Kinn.

DANN fiel mir etwas Bewegendes ins Auge, und ich schwöre, ich sah ein Kind - ein lebendes Kind, das aus der brennenden Stadt kam -, das wahnsinnig, atemlos von einer Welle glühender Lava rannte, die es jeden Augenblick zu verschlingen drohte. Trotz all des Spottes, der über mich geschüttet wurde, erkläre ich immer noch, dass das Kind nicht aus den Trümmern kam und dass es eine Tunika ähnlich der der Statue trug und nicht das zerrissene Stückchen eines Nachthemdes oder Laken.

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