Dienstag, 22. Dezember 2020
Du wirst dich krank fühlen
"Du denkst an deinen Bruder, nicht wahr?"

Alan blinzelte. "Woher wissen Sie das?"

Grinsend sagte Hawkes: "Ein Spieler muss wissen, wie man Dinge herausfindet. Und es steht dir sowieso in Permaschrift auf die Stirn geschrieben. Du fragst dich, wie das erste Treffen von Angesicht zu Angesicht ablaufen wird. Ich werde darauf wetten."

"Ich werde die Wette nicht annehmen. Du würdest gewinnen."

"Du willst wissen, wie es sein wird? Ich kann es dir sagen, Alan: Du wirst dich krank fühlen. Krank und verwirrt und beschämt über den Kerl, der mal dein Bruder war. Aber das wird vorbeigehen. Du wirst hinter die Dinge blicken, die die neun Jahre ihm angetan haben, und du wirst deinen Bruder dort wieder sehen. Er wird dich auch sehen. Es wird nicht so schlimm sein, wie du es erwartest."

Irgendwie fühlte sich Alan entlastet. "Sind Sie sich da sicher?"

Hawkes nickte. "Wissen Sie, ich nehme so ein persönliches Interesse an dieser Sache, weil ich auch einen Bruder habe. Hatte einen Bruder."

"Hatte?"

"Einen Jungen in Ihrem Alter. Hatte das gleiche Problem wie ich: keine Zunft. Wir wurden in die Straßenfegerzunft hineingeboren, aber das konnte keiner von uns beiden, also haben wir uns abgemeldet und sind in die freie Wirtschaft gegangen. Ich ging ins Glücksspiel. Er hing in der Enklave herum. Er wollte immer ein Raumfahrer sein."

"Was ist mit ihm passiert?"

"Er hat eine schnelle Nummer abgezogen. Das Raumschiff war in der Stadt und suchte einen neuen Kombüsenjungen. Dave redete ein bisschen daher und kam an Bord. Es war eine Glückssache, aber er hat es geschafft."

"Welches Schiff?" fragte Alan.

"Startreader. Auf dem Weg zu Beta Crucis XVIII.[83] 465 Lichtjahre entfernt." Hawkes lächelte schwach. "Er ist vor einem Jahr, anderthalb Jahren aufgebrochen. Das Schiff wird erst in neunhundertdreißig Jahren oder so wieder auf der Erde sein. Ich glaube nicht, dass ich so lange da sein werde." Er schüttelte den Kopf. "Lass uns hier verschwinden. Die Leute warten auf Tische."

Wieder draußen auf der Straße, bemerkte Alan, dass die Sonne tief am Himmel stand; es war nach 18 Uhr und ging auf den Abend zu. Aber die Straßen wurden nicht dunkel. Von überall her begann ein sanftes Leuchten zu strahlen - von den Bürgersteigen, den Gebäuden, überall. Es war eine sanft schimmernde Helligkeit, die von der Luft herabfiel; es gab keinen wahrnehmbaren Wechsel von Tag- zu Nachtbeleuchtung.

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