Mittwoch, 30. Dezember 2020
Der wahre Horror der Thurston-Krankheit
Die Rasse konnte sich nicht fortpflanzen. Das war der wahre Horror der Thurston-Krankheit - nicht wie sie tötete, sondern wen sie tötete. Keine Kinder spielten in den Parks und auf den Spielplätzen. Die Schulen waren leer. Keine Babys wurden in Kutschen geschoben oder in Einkaufswagen durch die Supermärkte gefahren. In den Zeitungen und Zeitschriften gab es keine Werbung für Mutterschaft, Kinder oder Kindersachen. Sie waren verbotene Themen - zu gefährlich emotional, um sie anzufassen. Das Lachen und die schrillen jungen Stimmen waren von der Erde verschwunden und wurden durch das triste Grau der Stille und des Wartens ersetzt. Der Tod hatte kalte Hände auf die Herzen der Menschen gelegt, und die Überlebenden waren zur Taubheit erstarrt.

Es war seltsam, dachte sie, wie falsch die Propheten lagen. Als Thurstons Krankheit in den Nachrichten auftauchte, gab es erschreckende Vorhersagen über das Ende der Zivilisation. Aber sie waren nicht eingetreten. Es gab keine Massenaufstände, keine Unruhen, keine organisierte Gewalt. Einzelne Exzesse, ja - aber nichts Gruppenhaftes. Die kleine Panik, die es am Anfang gab, verschwand, als die Menschen merkten, dass es keinen Ausweg mehr gab. Und eine grimmige Passivität hatte sich über die Überlebenden gelegt. Die Zivilisation ist nicht zusammengebrochen. Sie überlebte. Die Mechanik blieb intakt. Die Menschen mussten etwas tun, auch wenn es nur eine routinemäßige Nachahmung des normalen Lebens war - eine steife Oberlippe im Angesicht der Katastrophe.

Es wäre viel merkwürdiger gewesen, entschied Mary, wenn die Menschheit der Panik gewichen wäre. Die Menschheit hatte andere Plagen überlebt, die fast so schrecklich waren wie diese - und das Gedächtnis der Rassen ist lang. Die gleiche grimmige Geduld wie in der Vergangenheit war auch in der Gegenwart vorhanden. Der Mensch würde irgendwie überleben, und die Zivilisation würde weitergehen.

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