Mittwoch, 30. Dezember 2020
KAPITEL ELFEN
Niemand folgte mir. Ich hörte sogar einen erstickten Schrei, der wie eine Warnung klang. Ich hörte, wie sich die kläffenden Schreie der Ya-Männer zu einem wilden Heulen steigerten, und im letzten Moment, als ihre steifen, raschelnden Federn nur noch wenige Meter entfernt auftauchten, tauchte ich seitlich in eine Gasse ein, stolperte über einen Müllhaufen und verschüttete das Mädchen.

"Lauf, Kind!"

Sie schüttelte sich wie ein Welpe, der aus dem Wasser klettert. Ihre kleinen Finger schlossen sich wie eine Stahlfalle um mein Handgelenk. "Hier entlang", drängte sie in einem hastigen Flüsterton, und ich fand mich am anderen Ende der Gasse im Schutz eines Straßenschreins wieder. Der säuerliche Gestank von Weihrauch stieg mir in die Nase, und ich konnte das Jaulen der Ya-Männer hören, die die Gasse hinunterhüpften und raschelten, ihre kalten und giftigen Augen suchten die Nische ab, in der ich mit dem Mädchen kauerte.

"Hier", keuchte sie, "stell dich dicht neben mich auf den Stein..." Ich wich erschrocken zurück.

"Oh, hör nicht auf zu streiten", wimmerte sie. "Komm her!"

"Hai-ai! Erdling! Da ist er!"

Die Arme des Mädchens schlossen sich wieder um mich. Ich spürte, wie sich ihr leichter, harter Körper an meinen presste, und sie zog mich förmlich in Richtung des Steinmusters in der Mitte des Schreins. Ich wäre kein Mensch gewesen, wenn ich sie nicht noch näher an mich herangezogen hätte.

Die Welt taumelte. Die Straße verschwand in einem Kegel aus sich drehenden Lichtern, die Sterne tanzten wie verrückt, und ich stürzte durch eine sich erweiternde Kluft des leeren Raums nach unten, gefangen in den Armen des[75] Mädchens. Ich fiel, drehte mich, stürzte Hals über Kopf durch kippende Lichter und Schatten, die uns durch Ewigkeiten des freien Falls schleuderten. Das Gebrüll der Ya-men wirbelte in unvorstellbaren Entfernungen davon, und eine Sekunde lang spürte ich die unbarmherzige Schwärze eines Sturzfluges, wobei Blut aus meinen Nasenlöchern brach und meinen Mund füllte.

KAPITEL ELFEN
Lichter flackerten in meinen Augen auf.

Ich stand fest auf meinen Füßen im Straßenschrein, aber die Straße war verschwunden. Weihrauchschwaden vernebelten noch immer die Luft. Der Gott hockte krötenartig in seiner Nische. Das Mädchen hing schlaff herab, eingeschlossen in meinen geballten Armen. Als sich der Boden unter meinen Füßen aufrichtete, taumelte ich, durch die plötzliche Rückkehr des Gewichts des Mädchens aus dem Gleichgewicht gebracht, und griff blindlings nach Halt.

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